Die Frankfurter Buchmesse am Publikumstag. Ich war sehr gespannt, wie viele Besucher die doch sehr geschrumpfte Buchmesse zulassen beziehungsweise tatsächlich haben wird. Gleich vorweg gesagt: ja, es waren deutlich mehr Menschen unterwegs als zwei Tage davor in den extra breiten angelegten Gassen zwischen den Standreihen. Schön, dass es heuer wieder die jungen Leute gab, die in kreativen Verkleidungen für ein buntes (oder auch oft hauptsächlich schwarzes) Ambiente sorgten. Diese Normalität tut gut! In der großen Halle 3, im obersten Stockwerk, waren am Publikumstag auch die zuvor bereits vermissten Bühnen für Autoreninterviews und Diskussionsrunden. Im engeren Bereich der markierten Bereiche der Veranstaltungen wurde viel Abstand zwischen den Sesseln oder Hockern gelassen, außerhalb stauten sich freilich die eng beieinander stehenden Zuhörer. Da kommen hin und wieder Zweifel auf über die Sinnhaftigkeit so mancher Maßnahme des Hygienekonzepts.
Das verhält sich auf der Agora — dem großen Freigelände in der Mitte der Messehallen — nicht viel anders. Dort fehlt das Lesezelt, es gibt keine eigene Ausstellung von Cartoons wie vor zwei Jahren, die für viele Schmunzler gesorgt hatte. Lediglich eine kleine Bühne im Freien und einige der üblichen "Fressstände" sind aufgebaut. Auch hier — viel zu wenige. Mittags gibt es lange Schlangen vor Crêpes-, Burger-, Grill- oder Currywurstständen. Langes Warten auf Labung statt Bücherschauen. Dabei ist dort das Essen Corona-mäßig wohl sicherer, als die diversen Restaurants innerhalb der Hallen zu frequentieren. Bleib gesund!
Genug der Kritik, eigentlich genieße ich die Atmosphäre sehr. Ich besuche den Gruppenstand der Österreichischen Wirtschaftskammer, weil frau dort heimische Bucherscheinungen geballt vorfindet. Die nächsten Weihnachten sind nicht weit ...
Da findet sich wieder Unterhaltsames, wie etwa ein humorvolles Plädoyer für mehr Esskultur und gesündere Verdauung. 'Zu jedem Furz gibt es ein Buch —', steht da in der linken unteren Ecke am Cover gedruckt, 'nun auch über den Furz’! Ja tatsächlich, der im Verlagshaus der Ärzte erschienene, ernsthaft gemeinte und vom Arzt Anton Pruntsch verfasste Band hat den Titel: "Der Furz, Alarmsignal des Körpers".
Wenn wir schon beim Thema sind: "Das österreichische Käferbohnen-Kochbuch" vom Verlag Anton Pustet scheint eine bereichernde Vielfalt an Tezepten für gesunde und ballaststoffreiche Kost zu bieten!
Ziemlich egal war es in Wien in der Zeit des Lockdowns, wenn sich die Verdauung gut hörbar äußerte. Bevor wir vor lauter Normalität wieder vergessen, wie sich Wien im Ausnahmezustand angefühlt hat, empfiehlt sich ein Blick (oder mehrere) in den Bildband "Stille Stadt. Wien und die Corona-Krise" von Peter Payern und Christopher Mavrič. Ja, genauso hane ich den Stillstand erlebt!
Da schließt sich thematisch das Buch über die Architektur in Wien der 1950er-Jahre perfekt an. Ein kurzer Exkurs darüber, wie sich die Wiener:innen in ihren Wohnungen einrichteten lassen fast vergessene Bilder in meinem Kopf aufleuchten: Ich erinnere mich gut an die damals weit verbreiteten SW-Möbel meiner Eltern (SW stand für Soziale Wohnkultur, ein vVerein, der 1954 gegründet wurde und den Serienbau billiger (leistbarer) Möbel meiner Eltern. Das war anspruchsvolles und funktionales Design zu erschwinglichen Preisen in sehr guter Qualität. Die Möbel in diesem ansprechenden Stil finden heute wieder vermehrt ihre Liebhaber. Sehr schön! Ich wusste gar nicht, dass es ein spezielles Logo dafür gab!